Studizentrum in Studihand oder abgebrannt!

5 MILLION€N LEERE VERSPRECHEN?!

Das Studierendenzentrum ist da! Also fast, wenn es nach all den bisherigen Verzögerungen denn mal zur Eröffnung kommt. Möglicherweise ist das auch bloß ein weiteres Symptom für das „hervorragende“ Fahren-auf-Sicht des Präsidiums der Universität Osnabrück. Doch repräsentiert der bisherige Verlauf der Angelegenheit schon vor der Eröffnung den desaströsen Zustand, in dem sich viele universitäre Gebäude befinden, die ihrem Schicksal vollständig überlassen werden [1].

Für uns gibt es mittlerweile aber ohnehin keinen Grund mehr, sich auf die Eröffnung zu freuen. Wir klagen an, dass das was auf dem „StudZ“ draufsteht, nicht drin ist! Das Studierendenzentrum ist allenfalls eine weitere „Lernfabrik für Wenige“ [2], die dazu dient, die fließbandartige Produktion der zukünftigen Arbeitskräfte anzutreiben. Ein Prestigeobjekt „unserer“ neoliberalen Universität, das Lern- und Arbeitsplätze zur Verfügung stellt und somit zur Reproduktion der immergleichen Wissensbestände und Qualifikationen beiträgt [3]. Darüber hinaus wird das als Begegnungs- und Kulturort angepriesene Studierendenzentrum diesem Versprechen nicht gerecht, da Nicht-Studierende keinen Zutritt zu dem Gebäude haben sollen. Außerdem werden die Kapazitäten des Multifunktionsraumes künstlich klein gehalten. Anstatt der geplanten 200 Personen dürfen laut Nutzungsrichtlinie nur noch 99 Studierende in den Multifunktionsraum [9]. Wie es in einem so abgeschlossenen Kreis zu Begegnungen und kulturellem Austausch kommen soll, ist uns schleierhaft.

Wäre das nicht ein ausreichender Grund zur Wut? Ja! Aber da kommt noch mehr. Denn der Nutzungsrichtlinie dieses Gebäudes wohnt der Abgesang der Kooperation zwischen Studierendenschaft und universitärer Leitung inne.

Wie der AStA bereits berichtete [2], wurde das Studierendenzentrum maßgeblich durch ehemalige studentische Gelder (5 Millionen Euro Rücklagen früherer Studiengebühren) mitfinanziert. Ebenso sollte die Studierendenschaft mindestens weitere 30.000 Euro zuschießen, um die Erstausstattung des Gebäudes zu finanzieren. Neben dieser finanziellen Beteiligung erhielt die Studierendenschaft die Ehre, mit einer vom Studierendenrat entsandten Planungsgruppe an der Gestaltung des Gebäudes „mitzuwirken“. Diese studentische Partizipation hat sich jedoch als Zumutung und leeres Versprechen offenbart. So legten die beteiligten Akteur*innen der universitären Verwaltung konsequent einen unverschämten Umgang mit den studentischen Vertreter*innen an den Tag [4]. Sie ignorierten die Wünsche, nahmen Zusagen zurück und schmetterten spätere Forderungen der Studierendenschaft ab [2,5,9].

Auch unabhängig vom Studierendenzentrum ist das die Erfahrung, welche der AStA, der Studierendenrat und die Fachschaften in letzter Zeit mit dem Präsidium machen. Eine studentische Mitwirkungsmöglichkeit wird scheinbar nur vorgegaukelt, wenn es dem Symbol einer demokratischen Hochschule dient, Dozierende zur Präsenzlehre drangsaliert werden sollen [10] oder es der Universität finanzielle Vorteile bietet. So schien das Präsidium Verhandlungen mit dem Studierendenrat zunächst offen gegenüberzustehen, um sich circa 100.000 Euro für die Erstausstattung doch noch sichern zu können [6].

Es wurde sich jedoch spontan wieder umentschieden, da während der „gemeinsamen“ Terminsuche unangekündigt die Nutzungsrichtlinie – ohne Absprachen und ohne Informierung der studentischen Planungsgruppe – verabschiedet wurde [9]. Und das, obwohl die Nutzungsrichtlinie vom Studierendenrat, AStA und einem Großteil der Fachschaften im Voraus schärfstens kritisiert wurde [2,6,7,8].

Das Studierendenzentrum wird kein Ort für Studierende, sondern vielmehr ein Mahnmal für die konsequente Abwertung der Studierendenschaft durch das Präsidium der Universität Osnabrück.

Deshalb rufen wir zum Protest auf und fordern weiterhin:

  • Die Ermöglichung von Veranstaltungen im Erdgeschoss des Gebäudes, wie es im ursprünglichen Konzept für das Gebäude eingeplant war
  • Ein studentisches Votum für die Änderungen der Nutzungsrichtlinie des Studierendenzentrums
  • Möglichkeiten zum Aufwärmen mitgebrachter Speisen
  • Öffnungszeiten die einer flexiblen Lern- und Arbeitsweise gerecht werden
  • Einen respektvollen Umgang mit unseren studentischen Vertreter*innen
  • Ein studentisches Mitspracherecht bei der Ernennung der Geschäftsführung für das Studierendenzentrum

[1] siehe Archiv Textiles Gestalten, in dem durch einen Wasserschaden etliche Objekte zerstört wurden und seitens der Uni keine (bekannten) Ansprüche an den Vermieter gestellt wurden.

[2] https://www.asta.uos.de/news/2021-25/gut-studieren-und-leben-was-wird-aus-unserem-studizentrum (Stand: 07.11.2021).

[3] Siehe dazu u.a. §2 der StudZ-RL. Es wird kein Hehl darum gemacht, dass diese Einrichtung vor allem ein Ort der Arbeit und des Qualifikationserwerbes darstellen soll. Dass es ebenso einen Raum für hochschulpolitisches Engagement und studentischen Veranstaltungen bieten möchte, ist wohl eher als humoristische Randnotiz einzuordnen.

[4] So wurden die Mitglieder der Planungsgruppe regelhaft, wenn sie kritische Anmerkungen äußerten, als illegitime Vertretung der Studierendenschaft denunziert.

[5] Siehe dazu auch die E-Mail der Vizepräsidentin für Studium und Lehre Martina Blasberg-Kuhnke an den StuRa (Protokoll zur 5. StuRa-Sitzung vom 07.07.2021, 9. Wahlperiode, Anlage 1)

[6] Protokoll der 7. Sitzung des Studierendenrates (9. Wahlperiode) am 20.10.2021 (in der dazugehörigen Stud.IP-Veranstaltung).

[7] Protokoll der 6. Sitzung des Studierendenrates (9. Wahlperiode) am 08.09.2021 (in der dazugehörigen Stud.IP-Veranstaltung).

[8] https://www.asta.uos.de/news/2021-25/unterstuetzung-der-forderungen-zum-studierendenzentrum-durch-fachschaften (Stand: 08.11.2021). Die Fachschaft Politikwissenschaft wurde in der Veröffentlichung vergessen, weshalb 23 und nicht nur 22 Fachschaften die Forderungen unterstützen.

[9] https://www.asta.uos.de/news/2021-28/nutzungsrichtlinie-beschlossen-studizentrum-bleibt-lernfabrik (Stand: 08.11.2021).

[10] In der Corona-Runde vom 01.09.2021 forderte das Präsidium die anwesenden studentischen Vertreter*innen auf, „Druck“ auf die Dozent*innen auszuüben, die im WiSe2021/22 noch keine Präsenzveranstaltungen anbieten wollten, und mokierte sich über die angebliche Wehleidig- und Bequemlichkeit einiger Dozent*innen. Dies fand leider keinen Einzug in das Protokoll.

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